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Mit lokalen Partnern auf der Überholspur

München (ots) –

– Vernetzte Fahrzeuge nehmen in China Fahrt auf

– Auch auf westliche OEMs wartet enormes Wachstumspotenzial

– Fragmentierung, regionale Unterschiede und starke nationale

Anbieterlandschaft erschweren den Markteintritt

– Lokale Partnernetzwerke versprechen Erfolg

Quellenangabe: "obs/Oliver Wyman"
Quellenangabe: „obs/Oliver Wyman“

Mit Hochdruck arbeiten Automobilhersteller weltweit am Thema Fahrzeugvernetzung. Zugleich stehen die westlichen OEMs vor der Herausforderung, sich Zugang zum Connected-Car-Markt in China zu verschaffen. Als weltgrößter Automobil- und Telekommunikationsmarkt bietet das Reich der Mitte auch bei vernetzten Fahrzeugen riesiges Wachstumspotenzial. Entsprechend sind alle Autobauer gefordert, mit guten Connected-Car-Lösungen zu trumpfen. Doch auch in diesem Segment hat China seine eigenen Spielregeln. Auto- wie Telekommunikationsindustrie sind stark fragmentierte Märkte mit ausgeprägten regionalen Unterschieden. Hinzu kommen enorme sprachliche und kulturelle Differenzen, die gerade westliche Spieler überbrücken müssen. Zugleich haben die vielen einheimischen Player große Macht. Für die westlichen Autobauer wird in China mehr denn je der Schulterschluss mit den lokalen Unternehmen zum entscheidenden Erfolgskriterium. Nur über den Aufbau und die Pflege von guten sowie gewinnbringenden Partnerschaften wird es möglich sein, den Kunden passgenaue vernetzte Navigations- und Infotainmentlösungen anbieten zu können. Dies sind Ergebnisse der Oliver Wyman-Studie „Connected Cars: Herausforderung China“.

Rund um den Globus gehört Fahrzeugvernetzung zu den bestimmenden Themen der Automobilindustrie. Die Prognosen sind vielversprechend. Bis 2018, so schätzen Marktexperten, werden weltweit rund 282 Millionen Neuwagen mit vernetzten Diensten auf den Straßen rollen. Auch in China nehmen Connected Cars immer mehr Raum ein. Noch liegt der weltgrößte Automobilmarkt mit rund drei Millionen vernetzten Neuwagen 2013 zwar auf Rang vier hinter der Triade USA, Japan und Europa, wird aber bis 2018 klar Boden gutmachen. Experten zufolge steigt die Zahl der vernetzten Neuwagen in China bis 2018 auf etwa 68 Millionen an und katapultiert das Land auf Platz zwei hinter den USA mit knapp 82 Millionen. Mit einer Penetration im heimischen Markt von dann gerade einmal 58 Prozent bei Neuwagenverkäufen bleibt zudem noch immer Luft nach oben. Japan befindet sich dann mit 89 Prozent bereits vor der Marktsättigung, und Nordamerika mit 87 Prozent sowie Westeuropa mit 78 Prozent werden nicht mehr weit davon entfernt sein.

Gute Rahmenbedingungen

Fahrzeugtelematik ist in China ein recht junger Markt. Noch dominieren in PKWs und leichten Nutzfahrzeugen wie Lieferwagen laut aktueller Oliver Wyman-Studie Navigation und Positionsbestimmung. Auf immer größeres Interesse aber stoßen Sicherheit und Fernwartung, Flottenmanagement sowie Infotainment – entsprechend hoch ist das Wachstumspotenzial in den kommenden Jahren. Dies gilt auch für integrierte Smartphone-Lösungen. Diese liegen bislang in der Gunst des chinesischen Autofahrers zwar noch weit hinter den eingebetteten Telematiksystemen, doch die Smartphone-Nachfrage boomt. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden in der Volksrepublik 71 Millionen Geräte verkauft. Gemessen am weltweiten Absatz von 210 Millionen Smartphones ist dies ein Anteil von etwa 34 Prozent.

Insgesamt bietet der chinesische Markt für Fahrzeugvernetzung hervorragende Rahmenbedingungen. So ist China nicht nur der größte Automobilmarkt der Welt, sondern gibt auch bei der Telekommunikation den Ton an. Die chinesische Regierung unterstützt im Rahmen des Projekts „Internet of Things“ nachhaltig und nicht zuletzt finanziell die Entwicklung von vernetzten Fahrzeugen, zugleich wird konsequent am Ausbau der nötigen Infrastruktur gearbeitet. Dies beinhaltet den neuen Mobilfunkstandard LTE, aber auch 3G. Umfragen zufolge stoßen vernetzte Fahrzeuge bei 85 Prozent der chinesischen Bevölkerung auf sehr starkes Interesse. „Connected Cars nehmen in China richtig Fahrt auf“, sagt Matthias Bentenrieder, Partner bei Oliver Wyman. „Wollen die westlichen OEMs mit ihren Fahrzeugen wettbewerbsfähig bleiben, müssen sie jetzt einsteigen und ein gutes und ausgefeiltes Angebot rund um die Fahrzeugvernetzung schaffen.“

Komplexes Marktumfeld

Europäische, amerikanische und asiatische Autobauer stehen damit vor einer doppelten Herausforderung. Zum einen sind sie noch dabei, das komplexe Thema Connected Cars in Summe zu verstehen und ihre Geschäftsmodelle anzupassen. Zum anderen müssen sie sich mit China auseinandersetzen – und damit mit einem zwar sehr guten, aber auch sehr speziellen Marktumfeld in puncto Fahrzeugvernetzung. Tatsächlich erfordert der Markteintritt dort weitaus größere Anstrengungen als in anderen Ländern. So sind in China Marktregulierung und -fragmentierung deutlich stärker ausgeprägt. Auch die regionalen Unterschiede sind enorm. Während die hoch entwickelten Metropolen an der Ostküste wie auch die meisten Hauptstädte der Provinzen bei Einkommen und Netzabdeckung nahezu westlichen Standard aufweisen, kommt das Landesinnere über das Niveau von Entwicklungsländern noch immer kaum hinaus. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Regionen in Sprache und Kultur.

Schließlich hebt sich die Anbieterlandschaft von derjenigen in den etablierten Märkten deutlich ab. In allen Connected-Car-relevanten Geschäftssegmenten existieren zahlreiche starke lokale Unternehmen. An ihnen geht gerade im Mobile-, Online- und Internetumfeld kein Weg vorbei. Globale, gut funktionierende Partnerschaften mit internationalen Konzernen haben in der Volksrepublik keine Chance. So ist dort statt Google die lokale Suchmaschine Baidu dominanter Marktführer. Entsprechend sind viele Partnerschaften, mit denen Audi, BMW, GM, Ford oder Toyota weltweit rund um das vernetzte Fahrzeug agieren, in China gegenstandslos und müssen dort von Grund auf mit lokalen Unternehmen neu aufgebaut werden.

Erste Vorstöße

Einige westliche Autobauer sind mit ersten Lösungen auf dem chinesischen Markt präsent. Zu den Pionieren zählen GM und Toyota. Beide Konzerne agieren mit ihren Telematiksystemen Onstar und G-Book bereits seit 2009 in China. Dabei kooperiert GM mit der Shanghai Automotive Industry Corporation (SAIC), dem größten Verbund von chinesischen Auto-, Autozubehör- und Motorradherstellern. Toyota arbeitet unter anderem mit Baidu zusammen.

Andere OEMs haben nachgezogen. BMW hat sein ConnectedDrive-System im September 2012 in China auf den Markt gebracht und seine neuen 5er- und 7er-Serien damit ausgestattet. Dazu kooperiert der Münchner Autokonzern mit dem lokalen Mobilfunkunternehmen China Unicom und bei Navigations- und Infotainmentservices zudem mit Baidu. Auch wurde der Standort Shanghai um das ConnectedDrive Lab zur Entwicklung von chinaspezifischen Apps erweitert. AudiConnect steht in der Volksrepublik vor der Markteinführung in den A8L-, A7- und Q7-Modellen. Erste Vorstöße macht zudem Ford mit SYNC in vereinzelten Fahrzeugen.

Die westlichen OEMs müssen sich dabei gegen einen starken chinesischen Wettbewerb durchsetzen, der Fahrzeugvernetzung massiv vorantreibt: So haben BYD, Dong Feng und Chang’an bereits 2011 Telematiksysteme eingeführt. Eine wichtige Rolle bei der Entwicklung neuer Lösungen spielen lokale Telekommunikationsunternehmen: FAW, SAIC und Geely kooperieren beispielsweise mit China Unicom, Chang’an mit China Mobile.

Gas geben

Angesichts der Dynamik, die der Fahrzeugvernetzung in China für die nächsten Jahre prophezeit wird, reichen diese Aktivitäten indes nicht aus. Die westlichen OEMs, deren Fahrzeuge in China hohes Ansehen genießen, müssen jetzt durchstarten. Es gilt, ihre China-Strategie dezidiert auf die unterschiedlichen sprachlichen und kulturellen Gegebenheiten, Kundenpräferenzen, die uneinheitliche Netzabdeckung, staatliche Restriktionen sowie andersartige Diensteanbieter auszurichten. Dabei sind sie mehr als in jedem anderen Land auf Kooperationen mit einheimischen Playern angewiesen. „Oberstes Gebot ist der nachhaltige Aufbau eines starken lokalen Partnernetzwerks“, betont Juergen Reiner, Partner bei Oliver Wyman. „Nur so können westliche Autobauer Lösungen anbieten, die dem hochkomplexen chinesischen Markt für Fahrzeugvernetzung gerecht werden und zugleich die Kundenwünsche punktgenau treffen.“

ÜBER OLIVER WYMAN

Oliver Wyman ist eine international führende Managementberatung mit weltweit 3.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in 25 Ländern. Das Unternehmen verbindet ausgeprägte Branchenspezialisierung mit hoher Methodenkompetenz bei Strategieentwicklung, Prozessdesign, Risikomanagement und Organisationsberatung. Gemeinsam mit Kunden entwirft und realisiert Oliver Wyman nachhaltige Wachstumsstrategien. Wir unterstützen Unternehmen dabei, ihre Geschäftsmodelle, Prozesse, IT, Risikostrukturen und Organisationen zu verbessern, Abläufe zu beschleunigen und Marktchancen optimal zu nutzen. Oliver Wyman ist eine hundertprozentige Tochter von Marsh & McLennan Companies (NYSE: MMC).

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