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Das Volumen des mobilen Datenverkehrs explodiert

Köln – Deutschland ist in Europa die Nummer eins gemessen an den Mobilfunk-Nutzerzahlen. Inklusive Machine-to-Machine-Kommunikation betrug die Zahl der SIM-Karten im vergangenen Jahr 115 Millionen – Tendenz steigend. Der mobile Datenverkehr wird in den kommenden Jahren rasant zunehmen und betrug im Jahr 2015 in Deutschland bereits über 500 Millionen Gigabyte. Vor allem aber aufgrund der verbesserten Übertragungsraten, die auch die Nutzung datenintensiver Anwendungen ermöglichen, wird der mobile Datenverkehr bis zum Jahr 2019 massiv ansteigen, so eco – Verband der Internetwirtschaft e. V. und Arthur D. Little in ihrer gemeinsamen aktuellen Studie „Die deutsche Internetwirtschaft 2015 – 2019“.

Quelle: eco - Verband der Internetwirtschaft e. V.
Quelle: eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Der boomende Datenverkehr treibt auch das Marktwachstum weiter an. Sowohl Mobilfunkbetreiber als auch Datendienste profitieren von dem Trend. Allerdings sehen sich die Mobilfunkbetreiber einem Preisdruck ausgesetzt, wollen sie ihren Marktanteil ausbauen. Das Geschäft bleibt dennoch profitabel: Die EBITDA-Marge von Mobilfunk gesamt (Sprach- und Datenübertragung) variiert zwar je nach Anbieter, liegt aber zwischen guten bis sehr guten 30 Prozent (Telefónica) und 45 Prozent (T-Mobile) – zum Vergleich: die Automobilhersteller liegen bei zirka zehn Prozent. „Große Anbieter wie T-Mobile und Vodafone profitieren dabei von Skaleneffekten aufgrund der eigenen Netzinfrastruktur“, erklärt Lars Riegel, Principal bei Arthur D. Little.

Im Jahr 2015 lag das Marktsegment der mobilen Internetzugänge mit einem Umsatz von 9,6 Milliarden Euro noch knapp hinter dem Segment der stationären Internetanschlüsse (9,8 Milliarden Euro Umsatz), aber diese Reihenfolge wird sich bereits in diesem Jahr umkehren: Dann erwarten eco und Arthur D. Little bei den Anbietern von mobilen Internetzugängen einen Umsatz von 11,2 Milliarden Euro, bei den Anbietern von stationären Internetzugängen 9,9 Milliarden Euro Umsatz. Im Jahr 2019 wird das Marktvolumen der mobilen Internetzugänge sogar bei 13,8 Milliarden Euro liegen. Damit erreicht das Marktsegment zwischen 2015 und 2019 eine Steigerungsrate von durchschnittlich zehn Prozent jährlich.

Datendienste befeuern das Wachstum im mobilen Segment

Schon 2015 haben die Datendienste (ohne SMS) 40 Prozent der Mobilfunkumsätze ausgemacht. Dieser Anteil wird in den kommenden Jahren weiter steigen. So werden beispielsweise riesige Datenmengen über die sozialen Netzwerke wie Facebook, WhatsApp, Twitter oder Google+ versendet. Doch es sind vor allem die datenintensiven Anwendungen wie Audio- oder Video-on-Demand, die nun zu einer wahren Explosion des mobilen Datenverkehrs beitragen. „Die entsprechenden Bandbreiten und damit ausreichend schnellen Übertragungsraten stehen erst seit recht kurzer Zeit zur Verfügung, das heißt, bis vor Kurzem war eine mobile Nutzung solcher Dienste schlicht nicht möglich“, erklärt Dr. Bettina Horster, Direktorin Mobile im eco Verband.

Die Netzlandschaft verändert sich

Die neuen Angebote und das veränderte Nutzungsverhalten haben dabei auch einen direkten Einfluss auf die Netzbetreiber und ihre Netze: „Dienste wie beispielsweise Spotify oder auch Netflix verursachen unglaublich viel Last, daher müssen die Netzbetreiber ständig nachrüsten und ihre Netze ausbauen – sei es im Mobilfunk oder klassisch übers Festnetz“, so Dr. Bettina Horster. Die steigende Nachfrage führt noch weitere Veränderungen herbei, wie sie weiter ausführt: „Gerade bei Streamingdiensten ist WLAN deutlich besser geeignet als die Nutzung über das normale Mobilfunknetz. WLAN wird immer weiter ausgebaut, indem beispielsweise immer mehr Hotspots entstehen.“ So wurden etwa im Vorfeld der Fußball-EM in Berlin zahlreiche kostenlose WLAN-Hotspots in Betrieb genommen worden.

Quelle: eco - Verband der Internetwirtschaft e. V.
Quelle: eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

Maschinen können direkt miteinander kommunizieren – auch mobil

Hinter den Stichworten Machine-to-Machine(M2M)-Kommunikation oder dem Internet der Dinge verbergen sich revolutionäre Entwicklungen, die durch die höheren Bandbreiten im mobilen Internetzugang ebenfalls viele neue Anwendungsmöglichkeiten erfahren – und Unternehmen Kostenvorteile und höhere Effektivität bringen. Kurz gesagt geht es bei M2M darum, Maschinen miteinander zu synchronisieren, sodass zum Beispiel Fertigungsabläufe in der Industrie oder Prozesse in der Logistik oder in der Landwirtschaft möglichst perfekt aufeinander abgestimmt sind. So lässt sich beispielsweise der Leerlauf einer Maschine wegen Wartezeiten auf eine andere vermeiden. „Ein Beispiel für ein solches Einsatzszenarium im mobilen Umfeld ist der Ernteprozess in der modernen Landwirtschaft“, so Dr. Bettina Horster. „Hier hat die Korntankschnecke einen Sensor. Wenn sie zu drei Vierteln voll ist, geht eine Meldung an das Überladefahrzeug, das dann die Ladung übernimmt und sie zum Straßenfahrzeug bringt, das ebenfalls informiert wurde und schon bereitsteht.“ Aber das Internet der Dinge kann noch mehr. Dank Big Data und Artificial Intelligence können die erhobenen Daten analysiert und vermarktet werden. Die Daten werden so zum Treibstoff für neue Geschäftsmodelle. So kann etwa ein Düngemittelhersteller die Daten der Erntefahrzeuge nutzen, um die Landwirte bei der perfekten Ausbringung des Düngers zu unterstützen. Der Landwirt kann diesen Service buchen und der Lohnunternehmer kann die Daten, die sein Mähdrescher gesammelt hat, monetarisieren.

Der Markt ist international

Deutsche Unternehmen wie T-Mobile, Freenet und 1&1 decken – gemessen an den gesamten Mobilfunkumsätzen – etwa 45 Prozent des Marktes in Deutschland ab. Ausländische Anbieter teilen 55 Prozent des Marktes unter sich auf, dazu gehören Vodafone und Telefónica. „Der deutsche Platzhirsch T-Mobile ist auch im Ausland sehr erfolgreich und einer der größten Mobilfunkanbieter Europas“, so Lars Riedel. „Mehr als 70 Prozent seiner Kunden sitzen außerhalb Deutschlands.“

Quelle: eco – Verband der Internetwirtschaft e. V.

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