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Die Attendorner Hanse wird zum 1. April 2012 aufgelöst

Bürgermeister Hilleke erhofft sich „Aufbruchstimmung“ durch Neuorganisation der Bereiche Tourismus und Stadtmarketing –

Büro in der Rathauspassage und Hanseschecks bleiben

Die Attendorner Hanse GmbH wird zum 1. April 2012 aufgelöst. Der bisherige Geschäftsführer Stephan Schefers wird zum 31. März 2012 abberufen und verlässt das Unternehmen. Die Tourismus- und Stadtmarketingaufgaben werden zukünftig von der Stadtverwaltung wahrgenommen. Das hat der Attendorner Stadtrat am Mittwoch mehrheitlich entschieden.

Ursprünglich war die Attendorner Hanse – Gesellschaft für Stadtmarketing und Tourismus mbH 1983 unter dem Firmennamen ARF (Attendorner Reise- und Fremdenverkehrs GmbH) gegründet worden. Zum einen hatte dies steuerliche Gründe, zum anderen versprach man sich von einer privatrechtlichen Gesellschaft eine schnellere und flexiblere Aufgabenerledigung. Um eine Finanzierung der Gesellschaft zu gewährleisten, wurde seinerzeit zusätzlich ein Reisebüro integriert, mit dem entsprechende Erlöse erzielt werden sollten. Städtische Zuschüsse in größerem Umfang waren ursprünglich nicht vorgesehen.

Nachdem der Betrieb des Reisebüros Anfang der 1990er Jahre wieder abgestoßen worden war, kam es im Laufe der folgenden Jahre zu einer deutlichen Aufgabenverlagerung: Weg vom Reisevermittlungsgeschäft sowie von der Vermarktung touristischer Eigenprogramme wurde der Fokus nun deutlich stärker auf das Stadtmarketing ausgerichtet. Bei diesen Aufgaben handelt es sich aber nahezu ausschließlich um öffentliche Aufgaben, deren Refinanzierung durch eigene Einnahmen nicht möglich ist.

Mit einer über 30seitigen Sitzungsvorlage hatte die Verwaltung vor der Ratssitzung am vergangenen Mittwoch die Auswirkungen dieser veränderten Aufgabenwahrnehmung dargestellt. Diese Analyse zeigt, dass die Hanse ohne den Zuschuss der Stadt, der inzwischen bei über 200.000 Euro pro Jahr liegt, nicht lebensfähig wäre. Trotz dieser Zuschüsse habe die Hanse in vielen Jahren Verluste eingefahren und könne auch zukünftig bei der Erfüllung öffentlicher Aufgaben nie rentabel arbeiten.

Darüber hinaus müsse festgestellt werden, dass das im Jahre 1996 mit der Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung (GMA) erarbeitete Konzept eines ganzheitlichen Stadtmarketings in der Praxis nicht funktioniere. Doppelzuständigkeiten und Aufgabenüberschneidungen wie bspw. mit der Kultur- oder der Wirtschaftsförderung führten häufig zu Abstimmungsproblemen und Reibungsverlusten. Weiterhin könne die Hanse verschiedene an sich zum Stadtmarketing gehörende Aufgaben, wie z. B. das Stadthallenmanagement nicht erfüllen, da politisch beschlossene Kultursubventionen dem Gewinnerzielungszweck der Gesellschaft entgegenstünden. Zudem würden schon heute viele Projekte in der Verwaltung initiiert und vorangetrieben, wie beispielsweise die Regionale 2013 mit dem Tourismusprojekt Naturerlebnisgebiet Biggesee-Listersee.

In der Sitzungsvorlage wurde deshalb eine Neuorganisation des Stadtmarketings und der Tourismusförderung bei gleichzeitiger Reintegration der Aufgabenerledigung in die Stadtverwaltung vorgeschlagen. So könnten die mit dem Betrieb der Gesellschaft verbundenen Kosten eingespart und gleichzeitig erhebliche Effizienzgewinne im Rathaus erzielt werden.

Der bisherige Hanse-Geschäftsführer Stephan Schefers wird zum31. März 2012abberufen und verlässt das Unternehmen. Bürgermeister Wolfgang Hilleke dankte ihm für die geleistete Arbeit.

Um die in diesem Bereich aktiven Vereine und Institutionen der Hansestadt auch zukünftig in die Tourismusförderung und das Stadtmarketing einzubeziehen, befürwortet der Bürgermeister die Gründung eines Beirates, der in die zukünftige Ausrichtung der Tourismusförderung und des Stadtmarketings eingebunden werden soll.

Gewünscht ist dabei auch eine stärkere Beteiligung der Industrie, die bislang nicht in den Gremien vertreten war. „Wir haben bereits Gespräche geführt und schon einige Zusagen von Attendorner Unternehmern erhalten, die Interesse an einer Mitarbeit haben“, ist Bürgermeister Hilleke zuversichtlich, mit der Neuorganisation eine Aufbruchstimmung bei allen Beteiligten auslösen zu können. Hilleke: „Mit Blick auf den demographischen Wandel müssen wir das Stadtmarketing und die Tourismusförderung ab sofort stärker in den Fokus nehmen und uns mit frischem Schwung neu positionieren“.

Nachdem der Rat am Mittwoch der Neuorganisation zugestimmt hat, muss nun die Gesellschafterversammlung der Hanse einen entsprechenden Auflösungsbeschluss fassen. Anschließend kann mit der Umsetzung der Maßnahmen begonnen werden. Fest steht allerdings schon jetzt, dass die beiden bisherigen Mitarbeiterinnen der Hanse, die von der Stadt Attendorn übernommen werden, in den bekannten Räumlichkeiten der Rathauspassage auch weiterhin erste Anlaufstation für Gäste und Attendorner bleiben.  „Auch die beliebte Attendorner Ersatzwährung, unseren Hansescheck, wird es natürlich weiterhin geben“, so Hilleke.

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Sven Oliver Rüsche

Sven-Oliver Rüsche: Freiberuflicher Redakteur und regional verantwortlicher Korrespondent für den Mittelstand in Südwestfalen, Bergisches Land und Köln. Fachautor für Social Networks und Digitale Wirtschaft. Weitere Infos: www.sor.de

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