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Europa wird seine Dämonen nicht los

Salzburg/München – Ein kurzer Rückblick zeigt, dass die globalen Aktienmärkte im September leicht nachgaben. Für Verunsicherung am Monatsende sorgten vor allem schlechte Nachrichten aus dem europäischen Bankensektor. Die Kurse der als sicher geltenden Staatsanleihen waren aufgrund geldpolitischer Enttäuschungen anfänglich im Minus, legten aber leicht zu. Negative Renditen prägen weiterhin weite Teile der Zinslandschaft. „Der US-Dollar verlor gegenüber den meisten Währungen an Wert, weil die Fed ihre Leitzinserhöhung weiter aufschob. Dem Pfund schadet nach wie vor die Brexit-Debatte, die Preise für Öl und Metalle stiegen hingegen“, analysiert Christian Nemeth, Chief Investment Officer und Vorstandsmitglied der Zürcher Kantonalbank Österreich AG, im aktuellen Marktausblick der Privatbank.

Quelle: Yield Public Relations Deutschland GmbH
Quelle: Yield Public Relations Deutschland GmbH

Politische Risiken hemmen Europas Wachstum

In der Eurozone gibt es gleich mehrere Faktoren, die für eine Verlangsamung des Wirtschaftswachstums sorgen. Neben der Diskussion um den Brexit, dem bevorstehenden Verfassungsreferendum in Italien Anfang Dezember und der Flüchtlingskrise ist auch eine zunehmende EU-Verdrossenheit der Bürger festzustellen. Anders als erwartet hat die EZB in ihrer jüngsten Ratssitzung keine Verlängerung des noch bis März 2017 laufenden Anleihenkaufprogramms beschlossen. „Wir erachten die Fortsetzung des Programms jedoch nur als aufgeschoben“, ist Nemeth nach wie vor davon überzeugt, dass diese Form von Konjunkturimpuls in die nächste Runde geht. Auf dem jüngsten G20-Gipfel wurde auch wieder verstärkt über fiskalpolitische Stimulierungen diskutiert. „Für die Eurozone sehen wir diesbezüglich aber wenig Potenzial. Es wäre zwar Spielraum vorhanden, weil die Staatsschulden der Mitgliedsländer im Verhältnis zum BIP insgesamt deutlich niedriger sind als beispielsweise in den USA. Nationale wirtschaftspolitische Interessen innerhalb der Währungsgemeinschaft machen eine koordinierte, wirkungsvolle Konjunkturförderung derzeit jedoch unmöglich“, macht Nemeth deutlich.

USA im Wahl-Fieber, Schwellenländer mit Rückenwind

In den USA rückt die Präsidentschaftswahl im November immer mehr in den Fokus. Beide Kandidaten haben angekündigt, mehr in die öffentliche Infrastruktur investieren zu wollen. „Egal ob Clinton oder Trump gewinnt, wir erwarten auf Basis beider Wahlprogramme einen leicht positiven Impuls für das BIP, etwas höhere Inflationsraten und damit Potenzial für die Fed, die Leitzinsen 2017 weiter anzuheben“, schätzt Nemeth die Ausgangslage ein. Unterschiedliche Ansätze gibt es bei Clinton und Trump allerdings hinsichtlich der Finanzierung der Ausgaben. Während die Demokratin Clinton versuchen will, die Kosten über Steuereinnahmen zu decken, ist laut Nemeth bei Trump eine Erhöhung der Staatsverschuldung wahrscheinlich, da der Republikaner massive Steuersenkungen verspricht. Während in den USA also die Präsidentschaftswahl das dominierende Thema ist, verspüren die Schwellenländer im Herbst konjunkturellen Rückenwind. In China scheinen frühere Stimulierungsmaßnahmen zu fruchten, Brasilien und Russland dürften demnächst aus der Rezession kommen.

Dividendenpapiere zahlen sich aus

Bei der Geldanlage spricht das globale Umfeld eindeutig für Dividendenpapiere. „Abhängig von der Region liegt die Dividendenrendite derzeit zwischen 2,5% und 4%, also zumeist deutlich über den Renditen der entsprechenden Staatsanleihen“, vergleicht Nemeth. Für die Entwicklung der Aktienmärkte im Schlussquartal hält der Chief Investment Officer der Zürcher Kantonalbank Österreich AG eine interessante Statistik bereit: „Sieht man sich den durchschnittlichen monatlichen Return anhand des S&P 500 Index seit 1928 an, zeigt sich, dass das letzte Quartal in der Regel steigende Kursnotierungen bringt“, erklärt Nemeth. Die unterschätzte Wahrscheinlichkeit einer Leitzinsanhebung durch die US-Notenbank Fed im Dezember dürfte aber wiederum dazu führen, dass die Aktienmärkte kurzfristig keine großen Sprünge machen. Dennoch bleiben Aktien attraktiv, die Alternativen fehlen. „Auf der Anleihenseite wird es zunehmend schwieriger, mittel– bis langfristig interessante Anlagemöglichkeiten zu finden“, so Nemeth.

Quelle: Yield Public Relations Deutschland GmbH

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