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Jung, Chef, allein

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Essen (ots) – Junge Führungskräfte brauchen gute Begleitung / Schnelle Aufstiegschancen, hohe Absturzrisiken

Wer auf der Karriereleiter schon in jungen Jahren nach oben katapultiert wird, denkt erst mal euphorisch: Ich hab’s geschafft, ich bin Boss! Und stürzt womöglich genauso schnell wieder ab. Denn Fettnäpfchen lauern überall. Oft werden die älteren Mitarbeiter nicht gerade begeistert sein, einen jungen Chef oder eine junge Chefin vorgesetzt zu bekommen. Das gilt erst recht, wenn der Vorgänger sehr beliebt war oder wenn sich alt gediente Kollegen bei der Beförderung übergangen fühlen. Junge Führungskräfte sollten bei ihrem Jobantritt behutsam vorgehen, um den Start nicht zu vermasseln: Ist der Respekt erst mal dahin, wird es umso schwerer, sich die Achtung der Mitarbeiter wieder zu erwerben.

„Ohne Führungserfahrung übersieht man als Neuer im Team leicht die Fallstricke“, hat Steffen Fischer, Unternehmensbereichsleiter Personal beim Mittelstandskonzern ifm electronic, beobachtet. Er empfiehlt: „In den ersten Wochen ist es ratsam, sich besonders um die älteren Mitarbeiter zu kümmern und ihren Wissensvorsprung zu würdigen. Kein Chef kann es sich leisten, erfahrene Kollegen zu verprellen.“

In erster Linie geht es darum, ein gemeinsames Verständnis von den Zielen zu entwickeln. „Das Geheimnis des Erfolges ist, den Standpunkt des anderen zu verstehen“, wusste schon Henry Ford. Doch das ist mitunter leichter gesagt als getan: Junge Führungskräfte wollen sich beweisen; schließlich wurden sie eingestellt, um frischen Wind und Innovationen ins Unternehmen zu bringen. Sie gelten als risikofreudiger und stellen Althergebrachtes rasch in Frage. Oft gehen sie forsch zu Werke und versäumen in ihrem Veränderungseifer, sich erst einmal ein umfassendes Bild zu machen. Die älteren Mitarbeiter sehen ihre Leistungen und Erfahrungen nicht gewürdigt, ziehen sich zurück oder haben sogar Freude daran, den neuen Vorgesetzten auflaufen zu lassen, indem sie ihm Informationen vorenthalten. Außerdem lassen sich die Älteren nicht so leicht überzeugen, da sie der jungen Führungskraft trotz der guten Ausbildung – oftmals unterbewusst – gewisse Fähigkeiten aufgrund von fehlender Erfahrung absprechen.

Dann droht die Situation zu eskalieren: Die jungen Führungskräfte fühlen sich von ihren Mitarbeitern nicht ernst genommen und meinen, mit autoritären Anweisungen weiterzukommen. So verstricken sie sich in unfruchtbaren Konflikten, statt wie gewünscht mit Elan neue Konzepte voranzubringen.

Gute Unternehmen lassen potenzielle Führungsnachwuchskräfte auf dem Weg nach oben nicht allein, sondern begleiten sie – zum Beispiel durch Mentoren oder Trainings. Das weltweit tätige Familienunternehmen ifm electronic fördert seinen Nachwuchs mit breit angelegten Schulungsprogrammen und legt viel Wert darauf, neben einem vielseitigen Technikverständnis auch die sozialen und kaufmännischen Kompetenzen zu entwickeln. Die jungen Führungskräfte lernen so, Veränderungen nicht mit der Brechstange zu kommunizieren und ihre Mitarbeiter in die Entwicklung neuer Ideen einzubeziehen.

Manchmal stellt sich dabei allerdings auch heraus, dass es für eine Führungsposition noch zu früh ist. „Nicht jeder kann gleich Gruppenleiter werden, auch wenn er es vielleicht möchte“, so Personalleiter Steffen Fischer. Eine verantwortungsvolle Übergabe von Leitungsaufgaben ist nicht nur für das Unternehmen ratsam, um Reibungsverluste zu vermeiden. Sie erspart auch jungen Talenten ein frühes Scheitern, durch das künftige Karriereperspektiven verbaut werden und vorhandene Entwicklungspotenziale ungenutzt bleiben.

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