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Warum Anlage-Roboter niemals gut ausgebildete Finanzplaner ersetzen können

Frankfurt/Main – Die Entwicklung ist beeindruckend: Einer Studie des Bundesfinanzministeriums zufolge wird das Marktvolumen von Finanztechnologieunternehmen, kurz FinTechs genannt, von heute 2,2 auf 58 Milliarden Euro im Jahr 2020 und auf 97 Milliarden im Jahr 2025 steigen. „Angesichts dieser Zahlen ist es ein großer Fehler, die enorme technische Entwicklung und die Auswirkungen auf die Finanzbranche zu unterschätzen. FinTechs werden in vielen Segmenten eine immer stärkere Konkurrenz für die etablierten Anbieter“, sagt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland e.V. (FPSB Deutschland). Das gilt speziell auch für den Bereich Anlageberatung. Doch für Tilmes bleibt trotz des rasanten technischen Fortschritts die ganzheitliche Finanzplanung durch professionelle CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®) unverzichtbar. „Eine auf individuelle Bedürfnisse zugeschnittene Anlageberatung kann kein Roboter ersetzen.“

Die Zahl der Robo-Advisors, also die Anbieter, die eine Vermögens- und Anlageverwaltung komplett online und ohne persönliche, individuelle Beratung anbieten, wächst stetig. Kein Wunder. Laut einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov kann sich jeder Zehnte gut vorstellen, auf Basis der Empfehlung eines Anlage-Roboters Geld zu investieren. Ein weiteres knappes Drittel zieht es zumindest in Betracht.

Quelle: iris albrecht finanzkommunikation GmbH

Das enorme Potenzial der digitalen Vermögensverwalter verdeutlicht auch eine Studie von Oliver Wyman. Demnach wurden 2015 weltweit 30 Mrd. US-Dollar durch Robo- Advisors verwaltet. Für das Jahr 2020 rechnet das Beratungsunternehmen aber bereits mit einem global verwalteten Vermögen von etwa 500 Mrd. US-Dollar. Die Gründe für dieses enorme Wachstum? Zum einen sicher die Bequemlichkeit, denn die Kunden können über ein Online-Formular von zuhause aus mit nur ein paar Klicks ihr Geld langfristig anlegen.

Es gilt also nur ein paar Fragen zur persönlichen Finanzsituation, der eigenen Risikobereitschaft und dem Anlagehorizont zu beantworten sowie einen Anlagebetrag anzugeben – und fertig ist die automatisierte Anlagelösung. Zum anderen dürften auch die Kosten eine Rolle spielen. FinTechs versprechen schließlich günstiger zu sein als die Konkurrenz aus Fleisch und Blut.

Anlageberatung basiert nur auf Algorithmen

„Auch wenn viele der Robo-Advisors für sich in Anspruch nehmen, den Kunden optimal zu beraten: Eine statische und nur auf Algorithmen basierende Anlageberatung kann niemals eine individuelle Anlagestrategie ausarbeiten, die tatsächlich auf die speziellen Bedürfnisse und Lebensziele des Anleger zugeschnitten ist“, warnt Prof. Tilmes. Weder die familiäre, berufliche noch persönliche Situation ist in der Regel Gegenstand der Fragebögen. Oder wie steht es mit langfristigen finanziellen Verpflichtungen, die vielleicht bedacht werden müssen? Fragen zu Krediten, die die langfristigen Sparziele in Gefahr bringen können, sind bei den Robo-Advisors ebenfalls nicht vorgesehen, um nur ein paar Beispiele zu nennen.

Ein wirklich fundiertes Profil hinsichtlich Risikobereitschaft, -tragfähigkeit und -wahrnehmung aus den Antworten abzuleiten, ist somit nicht möglich. Und ohne dieses Profil kann eine tatsächlich individuelle Finanzplanung nicht erstellt werden. „Der Anlage-Roboter empfiehlt dem Verbraucher vielleicht ein bestimmtes Portfolio, obwohl der Schuldenabbau für ihn wesentlich besser wäre“, sagt Tilmes. Darüber hinaus können viele Anleger ihre tatsächliches Risikoprofil nur sehr ungenau beschreiben – insbesondere, wenn es nicht in Abhängigkeit zu den einzelnen Anlageziele betrachtet wird.

Professionals erstellen individuellen Finanzplan

„Die finanzielle Situation im persönlichen Gespräch zu hinterfragen, gemeinsam über Lösungen zu sprechen, wieder ein klares Bild zu bekommen – all das kann der Roboter nicht“, sagt der FPSB-Vorstand. Und der erfahrende Berater wird im Gegensatz zum Computer auch mal „Nein“ sagen und von einem Investment abraten, wenn er erkennt, dass die Wünsche nicht zum realen Leben des Kunden passen.

Gut beraten sind Anleger, die die Dienste der vom FPSB Deutschland zertifizierten CERTIFIED FINANCIAL PLANNER® (CFP®) in Anspruch nehmen. Die Professionals sind aufgrund ihrer hervorragenden Ausbildung in der Lage, die gesamte finanzielle Situation des Anlegers zu überblicken und entsprechend darauf zu reagieren – und das in einem persönlichen Gespräch.

Im Gegensatz zu den Robo-Advisors begleitet ein professioneller Finanzplaner den Anleger, er motiviert ihn und ist jederzeit ansprechbar. Und er passt den Finanzplan in regelmäßigen Abständen immer wieder den aktuellen Lebensumständen an. Individualität ist dabei Trumpf. „Wenn es um die persönliche Finanzplanung geht, bringt schließlich jede Lebensphase besondere Anforderungen mit sich“, gibt Tilmes zu bedenken.

Diese ganzheitliche und vernetzte Beratungsphilosophie von unabhängigen CFP®- Professionals grenzt sich deutlich von den Angeboten der Fintechs ab. Denn letztendlich spielt neben der erforderlichen Fachkompetenz des Beraters, auch die Überzeugung und das Vertrauen eine wichtige Rolle beim Geldanlegen. Und das kann kein Roboter leisten.

Quelle: iris albrecht finanzkommunikation GmbH

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