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Was Unternehmen von Startups lernen können

Immer häufiger sind nicht große Konzerne, sondern junge Startups die Vorreiter, wenn es darum geht, neue Innovationen zu entwickeln. Wie Schnellboote agieren sie flexibel und wendig. Große Unternehmen müssen nicht in ihrem eingefahrenen Fahrwasser bleiben, sondern können von Startups viel lernen. Olga Scupin, Gründerin und Geschäftsführerin von Fuxblau, zeigt auf, wie „alte Hasen“ der Branche von den Arbeitsmethoden der jungen Herausforderer profitieren.

Machen statt Reden: Eine effizientere Meetingkultur

Um alle beteiligten Mitarbeiter stets über das Produkt und die laufende Arbeit zu informieren, sind Meetings grundsätzlich von großer Bedeutung. Zu viele Treffen können jedoch zu einem echten Zeitkiller werden: Untersuchungen in 17 Großkonzernen zufolge verbringen Führungskräfte im Schnitt zwei Tage in der Woche in Meetings. Bei anderen Mitarbeitern sieht es oft nicht anders aus. Bei Startups ist oft eine deutlich effizientere Meetingkultur zu beobachten. Mit mehreren Tools wird hier die Agenda frühzeitig geteilt und das Treffen findet nur dann statt, wenn es einen konkreten Anlass gibt. Anwesend ist dann nur, wer auch wirklich dabei sein muss. Im Anschluss ist es wichtig, dass die Beschlüsse und besprochenen Ideen auch zur Umsetzung kommen. Die meisten Meetings sind demnach erst dann ein Erfolg, wenn sie konkrete Maßnahmen und Ziele hervorbringen und kreative Ideen nicht zerredet werden. Ansonsten kann die Zeit mit der Weiterentwicklung des Produkts oder der Dienstleistung besser genutzt werden.

Sharing is caring: Informationsaustausch statt Datensilos

Vor allem in den Anfangsphasen eines Startups ist nicht selten jedes Teammitglied für mehr als einen Aufgabenbereich zuständig. Mit zunehmender Größe des Unternehmens spezialisieren sich die Mitarbeiter zunehmend. Zwar gibt es so die Möglichkeit, sich intensiver in den jeweiligen Zuständigkeitsbereich hineinzuarbeiten und Expertise zu bündeln, doch wächst die Gefahr von Silodenken. Verschiedene Abteilungen verhalten sich dann mitunter wie voneinander unabhängige Unternehmen. Somit können Informationssilos entstehen, bei denen Erkenntnisse und Ideen nicht mit Kollegen aus anderen Organisationseinheiten geteilt werden. Führungspersönlichkeiten stehen vor der Aufgabe, die verschiedenen Organisationseinheiten ihrer Institution so zu verknüpfen, dass ein offener Austausch möglich ist. Mithilfe von Kollaborationstools oder gemeinsamen Projekten werden Spezialisten mit jeweils anderen Teams zusammengeführt. Das dadurch entstehende Miteinander wird zum Nährboden für Innovationen.

Eine offene Lernkultur: Eigene Prozesse hinterfragen

„So haben wir es schon immer gemacht“ ist ein Satz, den auch Mitarbeiter großer Unternehmen aus ihrem Vokabular streichen sollten. Stattdessen: Prozesse hinterfragen und Neues ausprobieren. Manchmal ist der etablierte Weg nicht der beste. Startups haben gerade in der Anfangszeit weniger eingespielte Workflows, jedoch dafür die Möglichkeit, den einfachsten, effizientesten oder ökonomischsten Weg erst noch zu finden. Voraussetzung hierfür ist eine offene Lernkultur im Unternehmen, die es ermöglicht, sich weiterzubilden und neue Abläufe und Prozesse zu testen. Die Bereitschaft zum Lernen in der Unternehmenskultur zu verankern geht auch damit einher, Fehler zuzulassen. Dies bedeutet nicht, dass diese grundsätzlich willkommen sind, sondern als Lernchance für die zukünftige Arbeit wahrgenommen werden.

Trial and Error: Agile Produktentwicklung

Die Anfangsphase von Startups wird oft von großen unternehmerischen Risiken begleitet. Wenn die finanziellen Mittel knapp bemessen sind, kann eine Fehlentscheidung mitunter zur Insolvenz des Unternehmens führen. Aus diesem Grund agieren sie achtsam, aber schnell. Bei großen Unternehmen gehen Veränderungsprozesse und neue Innovationen nicht selten mit einer längeren Analysephase einher, während Startups anfänglich „lean“ arbeiten. Das Credo „Better done than perfect“ stellt sicher, dass Prototypen bereits erste Erkenntnisse darüber liefern, wie das Produkt von der Zielgruppe angenommen wird und welche Schritte darauf aufbauend als nächstes vorgenommen werden müssen.

Tiefes Verständnis vom eigenen Produkt und den Nutzern

Startups haben einen starken Fokus auf ihre Kunden. Oft zielen sie in ihren Anfangsjahren auf eine bestimmte, teilweise sehr spezifische Nutzergruppe oder eine Nische ab. Bei allen Entscheidungen über die (Weiter-) Entwicklung ihres Produktes oder ihrer Dienstleistung werden diese Kundenbedürfnisse berücksichtigt. Für Startups ist diese Fokussierung auf den Nutzer überlebensnotwendig. Vielen großen Unternehmen fehlt der geschärfte Blick und tiefe Erkenntnisse über ihre Kunden und Nutzer. Zwar betreiben auch sie Marktforschungen, doch nicht immer fließen die Ergebnisse in die langfristige strategische Arbeit ein. Auch profitieren mitunter nicht alle Abteilungen von den erhobenen Ergebnissen. Wenn Studiendaten und Erfahrungswerte dagegen unternehmensweit geteilt werden, arbeiten alle Mitarbeiter mit einem klaren und einheitlichen Kundenverständnis: Für wen bieten wir den Service oder das Produkt an? Wie haben sich die Bedürfnisse von Kunden oder Nutzer im Laufe der vergangenen Jahre geändert? Für welche alternativen Lösungen entscheiden sie sich sonst noch?

Fazit: Startups von heute können die Marktführer von morgen sein

Große Unternehmen haben den Vorteil, von jahrelangen Erfahrungswerten zu profitieren. Sie müssen dabei jedoch aufpassen, nicht in eingefahrenen Strukturen zu verharren. Von der agilen Arbeitsweise von Startups können und müssen sie einiges lernen, um auch in Zukunft konkurrenzfähig zu bleiben – ansonsten laufen sie Gefahr, von den jungen Herausforderern überholt zu werden. Auf Messen, gemeinsamen Workshops, Konferenzen oder Stammtischen können verschiedenste Unternehmen aller Größenordnungen in einen Austausch kommen, wodurch Synergieeffekte entstehen. Durch einen Umgang auf Augenhöhe können nicht nur große Unternehmen von Startups, sondern diese umgekehrt auch von den „alten Hasen“ lernen und profitieren.

Quelle: Olga Scupin

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