Personalwirtschaft

Fachkräftemangel – Fachkräfte aus China mussten in Containern untergebracht werden

Wohnraummangel ist nicht das einzige Problem bei der Fachkräftesuche

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Der Fachkräftemangel ist virulent. Das zeigt ein Beispiel aus der Eifel. Dort hat ein Unternehmen händeringend rund 125 Schweißer, Konstrukteure, Mechatroniker und andere Experten für ein anspruchsvolles Innovationsprojekt gesucht. Sowohl Zeitarbeitsfirmen und Recruiter als auch die typischen Bewerberportale versagten.

Und auch mit Unterstützung der Arbeitsagentur konnten trotz immensem Aufwand und dutzenden Bewerbungsgesprächen im Unternehmen nur drei Stellen besetzt werden. Fündig wurde das Unternehmen schließlich bei seinem chinesischen Partner, das die 125 Fachkräfte schließlich über eine Sonderregelung für Nicht-EU-Unternehmen in die Eifel entsenden konnte.

Herausforderung Fachkräftemangel

Längst versagen die Methoden der Arbeitsvermittlung, wenn spezielle oder eine Vielzahl unterschiedlicher Fachkräfte gesucht werden. Doch das ist nicht das einzige Problem. Es fehlt an Wohnraum und an Infrastruktur. Das Unternehmen hat schließlich ein eigenes Container-Dorf auf dem Firmengelände aufbauen lassen, weil Hotelbetten und Wohnungen vor Ort fehlten. Zudem wurde über asiatische Lieferdienste und Händler die Versorgung der chinesischen Fachkräfte sichergestellt. Adapter für elektrische Geräte und Maßnahmen zur Integration wurden ebenfalls organisiert – und das, obwohl die Entsendung auf nur zwölf Monate befristet war. Die Summe an Herausforderungen war groß, denn die neuen Mitarbeiter sollten sich entsprechend wohlfühlen – schließlich ging es nicht im Billigarbeiter, sondern um Kollegen, die der Stammbelegschaft gleichgestellt sein sollten.

Dieses Praxisbeispiel aus der Eifel zeigt, wie gravierend der Fachkräftemangel in Deutschland bereits ist, auf welche Herausforderungen Unternehmen treffen – und wie Unternehmen mit innovativen Lösungen und gezielter Mitarbeiterbindung gegensteuern können.

Mitarbeiterbindung als strategische Aufgabe

HR-Experte Reiner Huthmacher, Gründer der Huthmacher Consulting GmbH, berichtet von diesem extremen Fall während einer Veranstaltung vom Wirtschaftsnetzwerk Deutschland in Berlin in einem Interview zum Thema Fachkräftebindung. Er bietet mit seinem Unternehmen Lösungen für solche Fälle an, arbeitet sowohl mit internationalen Agenturen als auch nationalen Partnern zusammen, die sich um die Themen Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung sowie um die Integration neuer Mitarbeiter kümmern.

„Der Fachkräftemangel ist längst keine abstrakte Bedrohung mehr, sondern Alltag in vielen Regionen Deutschlands. Besonders im ländlichen Raum stoßen Unternehmen an ihre Grenzen: Selbst wenn es gelingt, internationale Fachkräfte zu gewinnen, scheitert die Integration oft an fehlendem Wohnraum oder an Infrastrukturthemen“, berichtet Reiner Huthmacher am Rande eines Interviews mit den Mittelstand Nachrichten (Link zum Interview). In diesem nennt er eine Vielzahl sowohl pragmatischer als auch symptomatischer Lösungen für das vielschichtige Problem das Fachkräftemangels.

Reiner Huthmacher: „Mitarbeiterbindung rechnet sich doppelt und dreifach“

Reiner Huthmacher beschäftigt sich seit über 30 Jahren mit dem Thema Arbeitgeberattraktivität. Er sieht die größten Hebel im Kampf gegen den Fachkräftemangel nicht primär im Recruiting, sondern vor allem in der nachhaltigen Mitarbeiterbindung. „Wer ständig neue Mitarbeiter sucht, zahlt ein Vielfaches von dem, was er investieren müsste, um seine bestehende Belegschaft zu begeistern und zu binden“, betont Huthmacher. Fluktuation koste immense Summen, und mit jedem Mitarbeiter, der ein Unternehmen verlässt, gehen wertvolles Wissen und Kundenbeziehungen verloren. Jeder Euro, der in Mitarbeiterbindung investiert wird, sei daher gut angelegt.

HR-Experte: So werden Unternehmen zu Fachkräftemagneten

Reiner Huthmacher hat mit seinem „kleinen 1×1 der Mitarbeiterbindung und Mitarbeitergewinnung“ ein vielfach bewährtes Konzept entwickelt, das Unternehmen zu attraktiven Arbeitgebern macht. Seine Mission: ganzheitliche Lösungen statt Standardmaßnahmen.

In Arbeitgeberattraktivität investieren

Huthmachers zentrale Thesen lauten:

– Für jede Person und jedes Unternehmen gibt es individuelle Maßnahmen, die passgenau auf Lebens- und Karrierephasen zugeschnitten werden müssen. Maßnahmen von der Stange funktionieren nicht – es braucht individuelle Lösungen.

– Mitarbeiterbindung ist günstiger als ständiges Recruiting: Die Investition in Benefits, Gesundheitsvorsorge, flexible Arbeitszeitmodelle und individuelle Entwicklungsmöglichkeiten zahlt sich langfristig aus.

– Attraktive Arbeitgeber wachsen auch in schwierigen Zeiten: Wer als Unternehmen überzeugt, kann neue Geschäftsfelder erschließen und bleibt auch bei steigendem Wettbewerbsdruck handlungsfähig.

Employer Branding als strategischer Erfolgsfaktor: Die Arbeitgebermarke ist heute mindestens so wichtig wie das Produkt oder die Dienstleistung selbst. Sie muss aktiv gepflegt und kommuniziert werden – etwa auf Bewertungsportalen wie kununu.

– Begleitung statt Beratung: Huthmacher und sein Netzwerk bieten keine bloßen Empfehlungen, sondern begleiten Unternehmen aktiv bei der Umsetzung – mit einer „Geling-Garantie“, wie er es nennt. Dies gilt sowohl für die strategische Personalplanung als auch für akut notwendige Maßnahmen.

Von der Notlösung zum Wettbewerbsvorteil

Das Beispiel aus der Eifel zeigt, wie wichtig es ist, nicht nur kurzfristig zu reagieren, sondern langfristig strategisch auf mehreren Ebenen zu handeln. Der Fachkräftemangel ist sowohl eine unternehmerische als auch eine gesellschaftliche Herausforderung.

Wohncontainer sind, so wie anderen Spontanmaßnahmen auch, nur eine Übergangslösung. Nachhaltige Mitarbeiterbindung und eine starke Arbeitgebermarke sorgen dafür, dass Unternehmen auch in Zukunft die besten Köpfe gewinnen und halten können. Reiner Huthmacher macht klar: „Fachkräftemangel ist für die Unternehmen, die sich richtig aufstellen, kein Schicksal, sondern eine Managementaufgabe, die lösbar ist – auch im ländlichen Raum.“

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Sven Oliver Rüsche

Sven Oliver Rüsche ist Herausgeber von Business Echo und Gründer des ARKM Online Verlags aus Nordrhein-Westfalen. Er war mehrere Jahre Pressesprecher der Bergischen Familienunternehmer (ASU/BJU). In seinem Verlag ist er für Themen rund um den deutschsprachigen Mittelstand zuständig. Seine persönlichen Schwerpunkte liegen in den Bereichen Datenschutz, Unternehmens-PR, Energiewende, Telekommunikation und Internetthemen.

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