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EU-Rente – warum sie über das wirkliche Problem hinwegtäuscht

Frankfurt/Main – Dass die gesetzliche Vorsorge für das Alter in Europa nicht ausreicht, ist weithin bekannt. Darauf will die Europäische Kommission nun mit dem paneuropäischen Altersvorsorgeprodukt PEPP (Pan European Pension Product) reagieren. „Das ist sicher ein richtiger Schritt, um mehr EU-Bürger dazu zu bringen, sich für das Alter finanziell abzusichern“, urteilt Professor Dr. Rolf Tilmes, Vorstandsvorsitzender des Financial Planning Standards Board Deutschland (FPSB). „Allerdings darf man nicht vergessen, dass es hier um Standardprodukte geht, die nicht für jeden Anleger gleichermaßen passen.“ Der Experte sieht deshalb mehr Bedarf darin, die unabhängige Finanzplanung und -beratung zu stärken. Denn mit professioneller Unterstützung von Finanzplanern wie den vom FPSB zertifizierten Certified Financial Planer (CFP®-Professionals) könnten sich Anleger viel besser den eigenen Bedürfnissen entsprechend absichern.

Quelle: iris albrecht finanzkommunikation GmbH

Die Menschen in Europa werden immer älter. Lag das Medianalter in der Europäischen Union (EU) laut der Statistikbehörde Eurostat im Jahr 2001 noch bei 38,3 Jahren, so betrug es 2015 bereits 42,4 Jahre. Und dieser Trend zur zunehmenden Alterung der europäischen Gesellschaft wird sich fortsetzen. Schließlich gehen die Geburtenraten seit Jahren zurück, während die Menschen zugleich immer älter werden.

Die Folge: Die Belastung für die gesetzlichen Rentensysteme wird immer größer, da immer mehr Rentenempfänger immer weniger Beitragszahlern gegenüberstehen. „Genau aus diesem Grund werden die künftigen gesetzlichen Rentenzahlungen immer geringer ausfallen, während die private Altersvorsorge immer wichtiger wird“, erklärt Prof. Tilmes. „Dass die Europäische Kommission darauf reagiert und mit PEPP den EU-Bürgern eine grenzüberschreitende Altersvorsorge kostengünstig und flexibel anbieten will, ist deshalb begrüßenswert.“ Denn laut der EU-Behörde sorgen nur 27 Prozent der Menschen in der EU zwischen 25 und 59 Jahren privat vor.

Gute Idee mit fragwürdiger Wirkung

Grundsätzlich sollen Sparern in der EU künftig fünf verschiedene Anlagemöglichkeiten zur Verfügung stehen, die unter anderem von Versicherungen, Banken, Vermögensverwaltern und betrieblichen Pensionskassen angeboten werden dürfen. Die PEPP-Produkte sollen EU-weit standardisiert sein, so dass Anleger, die innerhalb der Union umziehen, diese ohne Abschläge oder größere Formalitäten mitnehmen können. Auch ist das eingezahlte Kapital garantiert. Zudem sollen Anleger alle fünf Jahre den Anbieter zu begrenzten Kosten wechseln dürfen. Und schließlich sollen sie den nationalen Vorsorgeprodukten in steuerlicher Hinsicht gleichgestellt werden.

„Natürlich kann ich mir gut vorstellen, dass dadurch die Zahl der Menschen in der EU steigt, die mit der privaten Altersvorsorge beginnen“, sagt Prof. Tilmes, der neben seiner Vorstandstätigkeit auch wissenschaftlicher Leiter des PFI Private Finance Institute / EBS Finanzakademie der EBS Business School, Oestrich-Winkel, ist. „Allerdings ist zu befürchten, dass viele Anleger weiterhin auf Beratung verzichten und in ein solches Produkt dann investieren, ohne zu hinterfragen, was genau sich dahinter verbirgt und ob es tatsächlich zu ihren individuellen Bedürfnissen passt.“ Die Gefahr: Anleger gehen damit unter Umständen Risiken ein, die sie nicht kennen und möglicherweise nicht tragen können und übernehmen wollen.

Individuell angepasster Bedarf sollte im Mittelpunkt stehen

Für den Experten ist stattdessen der umgekehrte Weg stets der bessere. „Zuallererst muss es immer darum gehen, eine vernünftige, individuell passende Allokation zu erarbeiten, erst dann sollten Anleger nach passenden Produkten suchen“, so Tilmes. Genau das können unabhängige professionelle Finanzplaner, wie die vom FPSB zertifizierten CFP®-Finanzplaner leisten. Sie haben die entsprechende Ausbildung und die richtigen Werkzeuge, um unter Berücksichtigung der persönlichen Lebensverhältnisse und der individuellen Risikoneigung eines Anlegers sowie mit Hilfe von verständlichen Szenarioanalysen eine aus Kundensicht optimale Finanzplanung zu erstellen.

Für Tilmes wäre es deshalb sinnvoller, die professionelle Finanz- und Vermögensplanung auf EU-Ebene zum Beispiel durch verbesserte Standards bei der Ausbildung zu stärken. Ebenso sollte innerhalb eines europäischen Kontextes die interessensfreie Beratung in den Vordergrund gestellt werden. „Damit könnte das Vertrauen in die Branche verbessert werden und mehr Menschen wären dann vermutlich bereit, sich von Finanzprofis Schwachstellen in ihrer Gesamtvermögenssituation aufzeigen und eine individuell passende Vermögensstrategie gestalten zu lassen“, sagt der Experte. „Passt dazu dann ein PEPP-Produkt, dann können Anleger investieren.“

Quelle: iris albrecht finanzkommunikation GmbH

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